Alles dreht sich um die Lahn
Die Stadt mit etwas mehr als 50.000 Einwohnern liegt in Mittelhessen und ist von dem Fluß Lahn dominiert, der sich durch die Altstadt mit ihren vielfältigen Ensembles historischer Bauwerke und Wohnhäuser schlängelt.
Die bereits gegen Ende der römischen Kaiserzeit entstandene Siedlung erhielt zu einem nichtdokumentierten Zeitpunkt im frühen Mittelalter Marktrechte, urkundlich zum ersten Mal erwähnt wird Wetzlar in einem Schenkungsdokument für das Kloster Lorsch im Jahre 832. Von Friedrich I. Barbarossa wird die Stadt 1180 zur Reichsstadt erklärt und behält diesen Status bis 1803 bei. 1815 wird Wetzlar preußisch, nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zu Hessen.
Neben bedeutenden Einzelbauten machen die fast geschlossen erhaltenen Ensembles historischer Bauwerke in der Altstadt den besonderen Reiz Wetzlars aus. Der Besucher kann dort weitgehend ohne störende Neubauten Bauwerke aus der Romanik, der Gotik, der Renaissance und des Barocks als Fachwerk- und auch Steinhäuser bewundern und fühlt sich dabei fast in die Zeit zurückversetzt, als Dichterfürst Goethe als Praktikant im Reichskammergericht eingeschrieben war und seinen „Werther“ verfasste.
Viele der Gebäude scharen sich um Plätze wie den Buttermarkt am Dom, den Fischmarkt, den Eisenmarkt und den Kornmarkt; dabei sind einzelne Gebäude wie z.B. der „Wandständerbau“ sehr alt (1356). Zu den ältesten Gebäuden gehören auch die Alte Münze am Eisenmarkt und der Römische Kaiser, ein ehemaliges Theaterhaus. Auf Goethe verweist wieder das Jerusalemhaus, in dem sich Karl Wilhelm Jerusalem erschoß und dadurch zum Vorbild für Goethes Werther wurde.
Reizvoll sind auch Spaziergänge entlang der Ufer der Lahn, über die die „Alte Lahnbrücke“ führt, eine Steinbrücke die bereits 1288 existierte, als sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall auch der Wetzlarer Dom, mit dessen Bau 1230 begonnen wurde. Ein Datum seiner Fertigstellung kann selbst heute schwerlich gegeben werden, denn der Turm des Doms ist auch heute noch nicht vollendet.
Das reiche Kulturleben des Zentrums von Mittelhessen wird durch traditionsreiche Veranstaltungen und moderne Festspiele geprägt. Seit 1318 wird am 16. Oktober, am Tag des Hl. Gallus, in Wetzlar ein Jahrmarkt abgehalten, den heutzutage viele Aktionen in der Fußgängerzone begleiten.
Anspruchsvolleres wird bei den Wetzlarer Festspielen geboten, bei denen neben Opern und Operetten auch Musicals und Konzerte zur Aufführung kommen. Alle drei Jahre findet mit dem „Ochsenfest“ das größte Volksfest in Mittelhessen in Wetzlar statt, gekrönt von einem Festumzug durch die Stadt.
Mit dem „Brückenfest“, das auf der alten Lahnbrücke stattfindet, wird die Lahn gewürdigt; dagegen geht es bei dem „Sommernachtsweinfest“ auf dem Schillerplatz in der Altstadt um den Rebensaft aus südlicheren Gegenden, denn in und um Wetzlar wird kaum nennenswert Wein angebaut.
Besucher, die es beschaulicher wünschen, können in Wetzlar etliche Museen, aber auch Kunstgalerien entdecken. Dabei kommen vor allem Menschen auf ihre Kosten, die sich für Optik interessieren, denn als Zentrum der Herstellung hochwertiger optischer Gerät kann Wetzlar renommierte Museen sein Eigen nennen, die sich diesem Thema widmen. Unter den Galerien tritt vor allem die „Galerie am Dom“ hervor, die Werke zeitgenössischer Künstler präsentiert.
Wer für Wetzlar typische Gerichte versuchen möchte, der sollte den „Dulges“ kosten, einen Teig aus rohen Kartoffeln, Zwiebeln, Speck, Salz und Gewürzen, der in einem Bräter gebraten wird und besser schmecken als aussehen soll. Ebenfalls beliebt ist der „Schmierchelskuche“, ein Kartoffelkuchen mit Zwiebelbelag, auf den süße Marmelade gestrichen wird – eine Speise, an die man sich wohl gewöhnen muss.
Die Lahn wird von vielen Urlaubern im Sommer als Wasserwanderweg mit Kanu oder Ruderboot genutzt. Alleine in Wetzlar gibt es fünf eigens dafür vorgesehene Anlegestellen mit entsprechender Infrastruktur. Wetzlar liegt jedoch auch an der Deutschen Fachwerkstraße und der Lahn-Ferien-Straße, die man mit Wagen oder Motorrad nutzen kann. Zum Wandern bieten sich die Lahnhöhenwege und der Dill-Wanderweg an. Der Lahntalradweg wird vom ADFC unter die Top 10 der deutschen Radfahrwege gerechnet.
Wetzlar liegt 70 km vom Flughafen Frankfurt am Main entfernt und liegt an der Bahnstrecke Frankfurt am Main – Siegen – Köln sowie der Bahnstrecke Gießen – Limburg – Koblenz.
Weitere Informationen: http://www.wetzlar.de/
Foto: Christopher Kubaseck
